(Achtung: Sakrasmus)
Es gibt Filme, die einen zum Nachdenken bringen. "Stalker" von Tarkovskij, beispielweise. Oder "Avalon" von Mamoru Oshii. Und "Lost City Raiders".
Die ersten zwei von mir erwähnten (meine Lieblings-)Filme bewegen den Zuschauer zum lebenslangen Nachdenken über die Ontologie, über die Realitätskompexe, über die Identifikation innerhalb der angeblich realen Welt.
Der dritte Film zwingt zum Nachdenken, wie konnte so eine Mittelmässigkeit entstehen.
Das ganze fängt bereits beim Plakat an. Habe ich Déjà-vu?
Oder ist es nur ein Zufall, dass... Naja, sehen Sie selbst:
Beachten Sie die geknickten Hochhäuser im "Lost-City-Raiders"-Plakat. Erstaunlich, was man alles mit MS Paint machen kann!
Doch nun zum Film. Das Sujet ist originell wie einzigartig: in der nahen Zukunft geschahen Naturkatastrophen und Kataklysmen. Vater und sein Sohn verdienen ihr Brot mit Sammeln der versunkenen Schätze. Doch Vatikan kommt auf sie zu mit einer weltrettenden Aufgabe.
Hier ist der Trailer dieses Meisterwerks. Eigentlich, braucht man den Film gar nicht zu sehen, denn im Trailer werden die meisten Schlüsselszenen gezeigt.
Nun beim Betrachten dieses Streifens erlebte ich noch weitere Déjà-vus, seltsame Fragen quälten mich. Ich werde die meisten von ihnen einfach stichwortartig auflisten (alle Bilder entstammen dem Trailer).
Warum, warum nur musste ich an folgendes denken, als ich es mir auferlegte, bei Pro7 den Film weiterhin betrachten zu sollen (was mir nur mit Mühe gelang)...
- an "Twister"
- an "LOST"
- an "2012"
Und auch:
- warum die sakralen Räumlichkeiten unserer Erde so billig (nicht minimalistisch, nicht spartanisch, nicht lakonisch, sondern: billig) aussehen
und in Action:
- warum tragen die Raiders solche peinliche Camouflage
- warum glänzt der Hauptartefakt, der die Welt zur Rettung (oder Eroberung, je nach dem) führt, so nach Plastik und Spielzeugabteilung eines Supermarktes? (Hier, zusammen mit dem Hauptbösewicht):
- warum sind alle so bierernst?
- warum diese Kulleraugen?
- ist das gerade eine Action-Szene gewesen? Oder habe ich geträumt?
- ist das ganze eine riesengrosse Parodie auf die Blockbuster, die unsere Kinos zu sprengen versuchen?
Mag sein, die Story ist noch OK, mag sein, das Drehbuch hat was von Zeitgeist-Stimmung. Doch die Kamera-Arbeit, Schauspieler, Effekte... Peinlich-peinlich.
Und ich frage mich auch: wieso hat man diesem unerträglich unnatürlichen Film die Zeit in Prime-Time eingeteilt.
Wenn solche grossartigen TV-Produktionen, wie LOST, plötzlich als "quotenschwach" deklariert und nach Kabel1 verschoben werden.
Ich fürchte, das Quotensystem befindet sich seit langem im Leerlauf, nur hat man es bisher nicht gemerkt. Und Fernsehen wird immer stupider, mittelmässiger, langeweiliger und vorhersehbarer. Weil hinter den Quoten keine Menschen stecken. Sondern irgendwelche Algorithmen.
P.S. Nach dem Besuch beim Blog des Drehbuchautors "Wortvogel" muss ich meine Meinung etwas revidieren - auch wenn die Sender alles bierernst nehmen und eine Auftragsarbeit in - ehm - Auftrag geben, hat Wortvogel die Sache mit Spass angenommen. Und das ist schon viel sympatischer als die ganze Quotenpolitik der Sender.
P.P.S. Ausserdem wurden viele von Wortvogel akribisch recherchierte Fakten (Wasserstand bei Überflutungen etc.) bei der Endproduktion komplett ignoriert, sein Drehbuch sei auch nicht immer wiederzuerkennen.
P.P.P.S. Alles in allem, geht es auch schlimmer. In Kommentaren zum Blog des Drehbuchautors erzählte jemand über einen Film, der bei RTL2 lief:
(neulich lief da mal ein Film auf RTL2 wo der Mond auseinanderbrach und dann wieder zusammengesprengt (!) wurde…).Von daher können wir eigentlich nich glücklich sein. :-.´)
P.P.P.P.S. Ach und noch was. Ich hätte eigentlich den Film mögen müssen - bereits wegen des Hauptdarstellers. Eigentlich habe ich ihn im Film gar nicht erkannt. Der Name und der Blick kamen mir zwar etwas bekannt vor... Aber nichtdestotrotz ist Ian Somerhalder auch in LOST mitgewirkt, als Boone.
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