#10CloverfieldLn: Swamp Pop Soda?

Ich bin kein großer Freund von Product Placement. Es sieht affig aus, wenn ein Britischer Geheimagent mit einem im Handel erhältlichen Smartphone durch die Weltgeschichte herumreitet. Man sieht ja schon fast die Advert-Verträge mit Filmemachern durch die Narrativik durchschimmern, das wirft einen ständig in die Metaebene raus. Und die Produzenten warten nur darauf, dass der Zuschauer unmittelbar nach dem Konsum des Films die dort geworbenen Produkte zu konsumieren eilt.

JJ Abrams ist auch für PP bekannt.

Bereits in seiner Serie Alias ist ein Getränk "Slusho" present, das dann eine zentrale Rolle in Cloverfield ARG spielt, aber auch in Star Trek gesichtet wird. (Später auch bei "Fringe" und freundschaftlicherweise in "Heros")



In LOST sind es Schokotafeln "Apollo". 





Es ist, als ob Getränke und Snacks zu JJ's Haupttopoi gehören. All diese Produkte haben vieles gemeinsam: 
  • ihr Charakter, Produktionsfirma oder Wirkung tragen ambivalentes, ja bedrohliches, kosmisches Charakter (keineswegs harmlose oder fröhliche Konsumerzeugnisse)
  • sie kommen nur kurz, ja fast subliminal in Filmen vor, verleiten zu Schnitzeljagd, haben fast die mysteriöse Wirkung eines Mystery Box.
  • sie sind allesamt fiktionaler Natur. Sie existieren nicht außerhalb der Welten von JJ Abrams & Co.

Nun wurde im Trailer zu "10 Cloverfield Lane" ein Getränk gesichtet. Swamp Pop. Eine existierende Marke aus Louisiana. Und wenn auch jemand den Namen "Swamp Pop" mit jazzigen Sounds aus der dortigen Gegend assoziiert, denke ich sofort an Sumpfe, an einsame Biotope, an unentdeckte Fauna - an Cloverfield halt (nur mal eine persönliche Assoziation). Das Getränk erscheint nur sporadisch, man kann das Etikett nur lesen, schafft man das Video an einer Stelle aufzuhalten (bevor die besagte Flasche am Kopf des Charakters von John Goodman zerbirst).


Nun könnte man sagen: JJ Abrams hat endlich die konventionelle Ebene des Product Placements endlich erreicht. Schleichwerbung kann losgehen. Doch: die Parallelen, die versteckten Allusionen entdeckt man nur, wenn man pfadfinderisch im Netz herumhackt. So hat virtuallyquinn (aus unFiction und reddit) gemacht - er begab sich auf die Suche nach dem Ursprung. Ob diese - zugegebenermaßen auch unter US-Amerikanern ziemlich unbekannte - Getränkemarke denn (samt ihrer Webseite) real ist.

Seine Analyse brachte einige Überraschungen. Doch die Hauptüberraschung verbarg sich in dem Online-Shop des Getränkeherstellers:


Drei Sachen schreien buchstäblich einen Cloverfieldianer an:
  • Der Spruch "You can't drink just four!" - eine Allusion auf das Werbespruch von Slusho "You can't drink just six!" von deren Webseite.
  • Dies ist eine Gelegenheit für Hamsterkauf im Fall der Fälle - wenn Sie Ihren Bunker für 15 Jahre mit Getränken versorgen möchten (klarer Bezug auf den Film).
  • Aber das offensichtlichste: der Preis: $4,831.00. Erkennen Sie diese Zahlen? Klar doch - aus dem Trailer. Bingo!
Das ist eine feine Art von Product Placement - gehört in jedes Marketinghandbuch. Statt frontal den Zuschauer mit dem Aufruf "CONSUME!" zu überfallen, verleitet man den Zuschauer selbst dazu, das Produkt zu suchen, ohne zu wissen, was man finden wird. Man kommuniziert mit dem Zuschauer, man vertraut seiner Spitzfindigkeit und seinem Neugier. 

Es ist keine Schleichwerbung mehr, es ist ein kaballistischer Running Gag, eine Geek'sche Freude. Vielleicht bleibt es bei diesem Curiosum, vielleicht wird es keine ARG geben, aber bereits dies ist ein nettes Zeichen für die reziproke Interaktion zwischen dem Sender und Empfänger im Fall von JJ Abrams.

Denn interaktiv sind sie schon. Fragt man im Shop wegen dieser Bunkerlieferung nach, bekommt man eine Antwort:


Die Forschung geht weiter - 

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