#Drosselnet

Zugegeben, für das digitale Zeitalter reagiere ich fast schon mit einer jahrelangen Verspätung: eine ganze Woche ist vorbei, aber bald kommen wir ja ohnehin back to the roots, sozusagen. Daher stimmt alles: Ihr Internet wird gedrosselt. Vorausgesetzt, Sie werden ab Ende Frühling ein Telekom-Kunde. Dank den neusten Bemühungen des Magenta-Giganten. Hiernach soll das Internet-Flatrate schlichtweg abgeschafft werden.

Gut, das ganze soll erst mit neuen Veträgen und erst in zwei Jahren in Kraft treten, dennoch ist die Tatsache ernüchternd: Telekom scheint hier Wettbewerbsverzerrung zu betreiben. (Siehe Details bei netzpolitik).

Und das wird so funktionieren: erreicht Ihr Datentraffic eine bestimmte Höhe - wird die Geschwidigkeit Ihres Internetanschlusses (sollte Sie noch bei Telekom bleiben, freilich) bis in die ISDN-Geschwindigkeit gedrosselt.

Dann wird Ihr Internet so schnell sein:

Telekom-Drossel mit 384 kbit/s from yetzt on Vimeo.

Welche Höhe und wie schnell die Drösselung stattfindet, erfährt man drüben, bei drossl.de. Und ja. Das kann schnell passieren. Nach der Meinung von Telekom seien nur die Poweruser betroffen. Doch - hab acht! - was ist schon ein Poweruser in Zeiten der Videostreaming-Dienste? Wo jeder, von Teenie bis zum Silversurfer beachtliche Daten herunterstreamt. Ein Paar HD-Filme (10 Stück pro Monat laut Netzkultur) sollen ausreichen, die Traffic-Grenze zu überschreiten. Dazu kann ein PlayStation-Nutzer mit ein Paar heruntergeladenen Demos - oder bei PS Store erworbenen Produkten selbst diese Grenze auch schnell erreichen.

Achja, noch was lustiges: die eigenen Dienste von Telekom sind von der Traffic-Berechnung nicht betroffen. Sprich: eigene Angebote werden im Vordergrund gestellt, die Konkurenz wird ausgesperrt.

Doch nun, was bedeutet das für mich, als für einen Nicht Power, aber immerhin User? Ich möchte Qualität sehen. Sprich: keine Mainstream-Blockbuster, sondern mal was anderes. Schauen wir mal, ob Telekom in seinem Film-Angebot Videoload.de diese Inhalte anbietet (und hier bitte ich Euch mich sofort zu korrigieren, falls ich was falsches sage: ich nutze Telekom-Angebot nicht, kann also nur durch Recherche darüber beurteilen).

OK. Schauenwirmal.
"Sherlock" - supercoole britische Serie.
Videoload: nope.
Aber bei watchever.

"Tatortreiniger" - eine skurille, preisgekrönte deutsche Serie (eine der besten hierzulande, nach meiner Ansicht).
Videoload: nada.
Aber bei watchever und lovefilm.

"Misfits" - eine abgedrehte britische Serie
Videoload: njet.
Aber bei Maxdome.

Gut, die Serien sind so eine Sache, aber wie steht es mit Filmen (die ich schaue - wohl bemerkt)?

"Symbol" - eine wilde Mischung aus "Cube", "2001" und "Cremaster", direkt aus Japan von Matsumoto Hitoshi (Downtown).
Videoload: nai desu...
Dafür aber bei mubi. (Wenn auch nur für 30 Tage verfügbar)

"Troll Hunter" - eine gruselige norwegische Mokumentary im besten Stil von "Blair Witch Project" und "Cloverfield".
Videoload: nei.
Aber bei PlayStation store.

"Das Voynich Rätsel" - ein Doku über einen geheimnisvollen Schriftdokument.
Videoload: %!/§ (im Sinne von "na Sie wissen schon")
Maxdome hat's aber parat.

Und so weiter. Und glauben Sie mir, das sind keine auf eine miespetrische Art und Weise von mir herausgepickten Filme, sondern einfach eine Auswahl von Inhalten, die ich die letzten Monate geschaut habe. Verstehen Sie mich richtig, ich möchte hier kein Telekom-Bashing betreiben. Doch wenn der Provider (zu Deutsch: Anbieter) mir sein bescheidenes Angebot aufdrängelt und alle anderen Anbieter aussperrt - da spiele ich nicht mit. Als ein Nutzer. Denn alle diese Inhalte werden mir nach einigen HD-Filmen verwehrt. Das ist schon fast Zensur.

Natürlich, die Vielfalt von Anbietern bedeutet auch Vielfalt von Abonnements. Ist selbstverständlich mit weiteren Kosten verbunden. Doch bei der Vielzahl von Anbietern lässt sich entscheiden, wer (subjektiv gesehen) die besten Inhalte hat (für mich kämen da Arthouse-Filme sowie internationale Kinoszene in Frage). Denke bitte darüber nach, Magenta-Riese. Sei nicht verblendet vom Profit.

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